Müssen alle Planungs- und Bauprozesse neu definiert werden?

Die heutigen Planungs- und Bauprozesse haben sich seit Jahrzehnten bewährt und sind gleichzeitig einem stetigen Wandel unterworfen. Technische Entwicklungen beeinflussten schon immer sowohl Planungs- als auch Bauprozesse, ohne dass dies jemals niedergeschrieben worden wäre. Das Selbstverständnis dieser Prozesse macht einen grossen Teil ihrer Robustheit aus. Alle Beteiligten sind sich ihrer Aufgabe durchaus bewusst.

Ist es somit wirklich sinnvoll, in sogenannten BIM-Projektabwicklungsplänen die Planungs- und Bauprozesse neu zu definieren bzw. diese überhaupt zu beschreiben? Sowohl Planer als auch Bauunternehmer wissen ganz genau, was von ihnen verlangt wird. Sollte BIM nicht vielmehr mit der Zeit ein selbstverständlicher Teil der heutigen Prozesse werden? Dort, wo man mit 3D-Modellen einen echten Mehrwert generieren kann, sollten diese auch eingesetzt werden.

Die Qualität solcher 3D-Modelle entscheidet allerdings darüber, wie diese in Zukunft eingesetzt werden könnten. Entscheidend sind dabei – das geht oftmals vergessen – die Fähigkeiten derjenigen, die solche 3D-Modelle bauen. Ich nenne sie die „BIM-Miners“, ohne sie gäbe es keine 3D-Modelle und die ganze Diskussion wäre obsolet.

Um gute 3D-Modelle bauen zu können, müsste die heutige CAD-Software jedoch noch einen grossen Schritt nach vorne machen. Viel zu überladen und viel zu komplex. Es braucht nicht immer mehr „tolle“ Funktionen, die sich zwar gut vermarkten lassen, aber im Alltag meist nur sehr selten angewendet werden und deshalb nur von geringem Nutzen sind (Ballast).

Wie kann es sein, dass wenn ich einem Zeichner über die Schultern schaue, meist einen Grundriss zu sehen bekomme und nur hin und wieder in die 3D-Darstellung gewechselt wird? Wieso nicht ausnahmslos in 3D arbeiten, wenn das Resultat doch ein 3D-Modell sein sollte?

Es gibt noch viel zu tun! Am Anfang war das Feuer, jetzt aber ist es das 3D-Modell…

Die Grafik stellt den heutigen Bauprozess dar. Ich habe mir sehr viel Mühe gemacht, die Verbindungen zwischen all den Akteuren und Einflussfaktoren korrekt wiederzugeben. Sie sehen, worauf ich hinaus will?