(na dann gute Nacht!)

In letzter Zeit lese ich hin und wieder sehr seltsame Dinge über sogenannte „digitale Zwillinge“ und was die scheinbar so alles können sollen. BIM auf die Spitze getrieben, die Königsdisziplin sozusagen.

Wer BIM-Prozesse kennt, weiss, dass es bei der modellunterstützten Planung und Ausführung von Bauprojekten niemals nur ein einziges 3D-Modell gibt. Zudem werden durchaus auch unterschiedliche Dateiformate verwendet.

Das Initialmodell, welches allen anderen als Referenz dient, kommt in den meisten Fällen aus dem Architekturbüro.

Die Bauingenieure leiten daraus ihre Statikmodelle und allenfalls Tragwerksmodelle ab.

Evtl. hätte der Baumeister gerne ein Schalungsmodell? Dieses lässt sich NICHT einfach so aus dem Architekturmodell ableiten. Es braucht Arbeitsfugen, Etappen etc. Für das Einmessen der Schutzwasserleitungen (Sohlenkoten) benötigt er ein einfaches 3D-DWG bestehend aus räumlichen Polygonzügen an Stelle der Leitungsrohre. Sein Bagger benötigt wieder andere Daten für den Aushub. Falls ein Roboter für das Drucken des Grundrisses auf die rohe Betonplatte zur Anwendung kommt, werden sogar spezielle 2D-DXF-Dateien benötigt. Natürlich abgeleitet aus dem 3D-Modell.

Die Haustechnik hat ebenfalls eigene 3D-Modelle pro Gewerk, welche das Architekturmodell ergänzen.

Geht es in die Vorfabrikation auf CNC-Fräsmaschinen oder gar in den 3D-Druck werden wieder andere 3D-Modelle benötigt.

Ach ja genau, am Ende wird dann dieses ganze Durcheinander der Bauherrschaft übergeben und behauptet, das sei jetzt eben der digitale Zwilling. Help yourself…

Es gibt sie durchaus, die digitalen Zwillinge. Doch handelt es sich hierbei um sehr aufwändig und sorgfältig aufbereitete 3D-Modelle, die ganz gezielt für das FM (Gebäudebewirtschaftung) verwendet werden sollen. Das ist alles andere als trivial und schon gar kein Automatismus aus dem ganzen Planungs- und Bauprozess heraus.

Träumen Sie weiter. Mache ich auch.

> Ihr Feedback
__gerne auf: